Die strategische Akquisition führt zwei Unternehmen zusammen, die sich ergänzen: Das Familienunternehmen Hamilton Bonaduz entwickelt und produziert weltweit mit etwa 4.000 Mitarbeitenden Dosiersysteme und Laborgeräte für die Forschung und medizinische Anwendungen. Die BioFluidix GmbH ist mit ihren patentierten Mikrodosierverfahren ebenfalls in diesen Branchen tätig, aber in der Lage, bis zu 1.000-mal kleinere Flüssigkeitsmengen präzise zu dosieren. Dadurch bringt die BioFluidix mikrofluidische Technologien in die Hamilton-Gruppe ein, die zu innovativen Produkten führen und zur weiteren Miniaturisierung in der Laborautomatisierung beitragen können.
Gegründet wurde die BioFluidix GmbH 2005 von Professor Roland Zengerle, Professor Hermann Sandmaier und Dr. Peter Koltay auf Basis von Patenten, die in Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) an der Technischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Hahn-Schickard entstanden sind. Peter Koltay übernahm von 2005 bis 2016 die Geschäftsführung und etablierte das Unternehmen durch kontinuierliches, organisches Wachstum als Spezialist im Bereich der Mikrodosierung, aus dem 2014 die cytena GmbH, ebenfalls ein Freiburger Start-up, hervorging.
„Hamilton war uns von Anfang an als führendes Unternehmen innerhalb der Branche ein Vorbild. Das Medizintechnik-Unternehmen ist daher für mich der ideale Partner, um die BioFluidix erfolgreich weiterzuführen. Ich freue mich auch sehr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Biofluidix, die innerhalb des Hamilton-Konzerns verbesserte Rahmenbedingungen haben werden, um sich hier am Standort in Freiburg weiterentwickeln zu können“, so Peter Koltay.
2015 übernahm Dr. Andreas Ernst – ehemaliger Doktorand von Prof. Zengerle – die Geschäftsführung, die er heute zusammen mit Dr. Nils Lass, einem weiteren ehemaligen Doktoranden, innehat. In den folgenden Jahren konnten sie und das BioFluidix-Team sowohl den Automatisierungsgrad der Produkte als auch den Umsatz kontinuierlich erhöhen, so dass sich die BioFludix GmbH zu einem weltweit sichtbaren Spezialunternehmen entwickelte.
„Hamilton ist schon vor einigen Jahren auf unsere PipeJet-Technologie aufmerksam geworden, woraus mehrere gemeinsame Entwicklungsprojekte entstanden sind. Dabei stimmte die Chemie von Anfang an, und wir konnten gemeinsam sehr gute Ergebnisse erzielen. Wir freuen uns daher sehr, nun auch offiziell Teil der Hamilton-Familie zu sein“, sagt Dr. Andreas Ernst, der sich auch künftig mit Dr. Nils Lass die Geschäftsführung teilt.
Aus Hahn-Schickard und der Professur für Anwendungsentwicklung an der Technischen Fakultät sind unter der Leitung von Professor Roland Zengerle in den letzten Jahren acht Ausgründungen entstanden, die in Freiburg aktuell etwa 330 Hightech-Arbeitsplätze bieten. „Mit BioFluidix haben wir 2005 den ersten Versuch unternommen, unsere Forschungsergebnisse auch selbst in reale Produkte umzusetzen. Wir haben dabei unendlich viel gelernt und waren in der Lage, das Zusammenspiel zwischen Grundlagenforschung und Umsetzung immer weiter zu verbessern“, erinnert sich Roland Zengerle. Als Dekan der Technischen Fakultät der Universität Freiburg und Institutsleiter bei Hahn-Schickard sieht er sich bestärkt: „Mit dem Verkauf an Hamilton ist es uns nun gelungen, ein weiteres, weltweit bekanntes Unternehmen dazu zu bringen, einen Forschungsstandort in Freiburg zu gründen und an diesem die Dosiertechnik der Zukunft weiter zu entwickeln. Diese Ansiedlung von Hightech-Unternehmen im Umfeld der Universität war genau die Erwartung, die viele mit der Gründung der Technischen Fakultät vor nun fast 30 Jahren verbunden haben.“
BioFluidix soll als selbstständige Geschäftseinheit und Marke innerhalb des Hamilton-Konzerns erhalten bleiben und deutlich ausgebaut werden. Darüber hinaus wird sich im Freiburger Innovationszentrum FRIZ auf dem Campus der Technischen Fakultät eine weitere Abteilung von Hamilton zum Thema Lab Devices in Freiburg ansiedeln. Der enge Kontakt zu den 2.400 Studierenden und etwa 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dort bietet noch viel Potential für Inspirationen und Innovationen am Standort Campus Flugplatz.
Über das Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg
Das Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) umfasst 24 Professuren, etwa 370 wissenschaftliche Mitarbeiter sowie etwa 650 Studierende. Es gehört damit zu den weltweit größten und führenden akademischen Forschungszentren auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik. An der von Roland Zengerle geleiteten Professur für Anwendungsentwicklung entwickeln interdisziplinär aufgestellte Arbeitsgruppen neue Werkzeuge für die Lebenswissenschaften. Mit diesen Technologien werden schnellere Diagnosen und effizientere Therapien möglich. In strategischer Allianz mit Hahn-Schickard entstehen anwendungsorientierte Lösungen in den Bereichen Mikrofluidik, Lab-on-a-Chip und Elektrochemische Energiesysteme.